Mit KI zur Datengestüzten Schule
ChatGPT – Arbeitserleichterung in der Schulleitung
Das StartChancen-Programm fordert eine zukunftsorientierte, datengestützte Qualitätsentwicklung – KI-gestützte Lösungen können hier den Arbeitsalltag der Schulleitung erleichtern. Dieser Beitrag zeigt, wie ChatGPT konkret bei der Qualitätsentwicklung auf institutioneller Ebene unterstützen kann, beispielsweise durch die Förderung von Data Literacy und effizientere Entscheidungsprozesse. Gleichzeitig müssen hierbei einige ethische und datenschutzrechtliche Fragen beachtet werden.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Zukunftsweisende Schulleitung – Mit KI neue Ansätze der Schulorganisation erschließen“, welches am 28.10.2024 bei RAABE erschienen ist.
Praktische Anwendungsbeispiele für ChatGPT in der Schulleitung
Ein häufiger Anwendungsbereich für ChatGPT ist die Kommunikation mit verschiedenen Interessengruppen. ChatGPT kann dazu genutzt werden, formelle Schreiben an Lehrkräfte, Eltern und Schulbehörden zu verfassen. Durch die Eingabe von Schlüsselinformationen und präzises Prompten kann ChatGPT professionelle und effektive Kommunikationsstücke erstellen, die Zeit sparen und eine einheitliche Botschaft gewährleisten.
ChatGPT kann auch eine wichtige Rolle bei der Verwaltung von Personalressourcen spielen. Es kann unter anderem bei der Erstellung von Dienstplänen, bei der Verwaltung von Urlaubsanträgen oder sogar bei der Durchführung von dienstlichen Leistungsbeurteilungen hilfreich sein. Durch den Einsatz von ChatGPT können diese Aufgaben effizienter und genauer durchgeführt und Texte vorformuliert werden.
In Bezug auf die Datenanalyse kann ChatGPT dazu beitragen, Muster und Trends jeglicher Art (z. B. in der Amtlichen Schulstatistik) zu identifizieren. Durch die Analyse dieser Daten und anderer relevanter Informationen kann ChatGPT detaillierte Berichte erstellen, die den Schulleiterinnen und Schulleitern dabei helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Protokollführung: Wenn man z. B. eine Konferenz (mit dem Einverständnis aller Teilnehmenden) aufzeichnet und die Aufnahme von einer Spracherkennungssoftware verschriftlichen lässt, kann ChatGPT nicht nur ein wortwörtliches Protokoll der Sitzung erstellen, sondern auch die wesentlichen Kernaussagen in Form von Stichpunkten zusammenfassen. Vorbei sind damit die mühsamen Zeiten der Protokollführung, der Verschriftlichung, des Korrekturlesens und des Clusterns bzw. Zusammenfassens der wichtigsten Punkte.
Überdies kann ChatGPT auch bei der Erstellung von maßgeschneiderten Unterrichtseinsatzplänen und der damit einhergehenden Ressourcenplanung unterstützen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Lehrkräfte zugeschnitten sind.
Wenn es darum geht, ganze Texte umzuformulieren, analysiert ChatGPT den vorgegebenen Text und „versteht“ dessen grundlegende Bedeutung und Struktur. Es erzeugt auf Grundlage der Inhalte einen neuen Text. Das Modell verwendet dabei seine „Kenntnisse“ über Sprachmuster und Zusammenhänge, die es während seiner „Ausbildung“, genauer gesagt während seines „Trainings“, erworben hat. Beispielsweise konnten die Sätze „Das Auto ist sehr schnell“ oder „Die Katze schläft auf dem Sofa“ zu „Das Fahrzeug ist äußerst geschwind“ und „Das Sofa ist der Schlafplatz der Katze“ umformuliert werden. Es ist wichtig zu beachten, dass während dieses Prozesses die ursprüngliche Bedeutung des Textes beibehalten wird. Eine effektive Umformulierung verändert die Ausdrucksform des Textes, aber nicht seine zugrunde liegende Bedeutung oder Botschaft. Dies ist eine der wesentlichen Schlüsselkompetenzen von ChatGPT und anderen KI-Modellen, die auf natürlicher Sprachverarbeitung basieren. So könnten z. B. bereits erstellte Dienstliche Beurteilungen, Arbeitszeugnisse, Schülergutachten, Einladungstexte für Schulfeste, Dankesschreiben, Zu- und Absagen für Bewerbungsanschreiben usw. mit geringem Aufwand umformuliert werden. ChatGPT passt sich dabei genau an die Vorgaben der Nutzenden an, indem es den Text z. B. aus der Ich-Perspektive, in einen förmlichen oder lockeren Umgangston oder in verschiedenen grammatischen Zeiten umschreibt.
Ethische und datenschutzrechtliche Überlegungen
Künstliche Intelligenz ist zwar ein mächtiges Werkzeug, doch birgt sie das Risiko, dass die Verantwortung für Entscheidungen, die in die Hände von Menschen gehört, auf Maschinen übertragen wird. Obwohl KI Effizienz und Genauigkeit in die Schulleitung bringt, besteht die Gefahr, dass sie das menschliche Urteilsvermögen ersetzt. Das bedeutet, dass Entscheidungen, die Auswirkungen auf das Leben von Schülerinnen und Schülern sowie von Lehrkräften haben, möglicherweise von Algorithmen getroffen werden, die auf reinen Daten und nicht auf menschlicher Erfahrung und Intuition basieren. All diese Aspekte unterstreichen die Notwendigkeit, bei der Anwendung von KI in der Schulleitung eine ausgeprägte Sensibilität für ethische und datenschutzrechtliche Belange zu zeigen. Es ist zwingend notwendig, einen verantwortungsvollen und umsichtigen Umgang mit den Technologien zu gewährleisten, um die persönlichen Daten und die Privatsphäre der beteiligten Personen zu schützen und gleichzeitig eine gerechte und ethische Entscheidungsfindung sicherzustellen. In einer Ära, in der Daten das „neue Gold“ sind, wird die datenschutzrechtliche Compliance (engl. „Rechtstreue“ bzw. „Regelkonformität“) zur zentralen Anforderung. Es gilt, Standards für Datensicherheit und -schutz zu etablieren, die geeignet sind, den Zugriff und die Nutzung von sensiblen Daten zu kontrollieren und zu beschränken. Gleichzeitig muss darauf geachtet werden, dass Daten nur in dem Umfang und auf die Weise genutzt werden, die für den jeweiligen Zweck notwendig und angemessen sind. Parallel dazu bedarf es einer fundierten Auseinandersetzung mit den ethischen Herausforderungen. Wie können beispielsweise Fairness und Gerechtigkeit in KI-Systemen gewährleistet werden, die in der Schulleitung eingesetzt werden? Wie können Verzerrungen vermieden werden, die durch den Einsatz von KI entstehen können? Und wie können die Rechte und Interessen der Betroffenen – von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern bis zu den Eltern – gewahrt werden? Schließlich erfordert die Implementierung von KI in der Schulleitung eine fortlaufende Evaluierung und Überprüfung. Es bedarf einer kontinuierlichen Analyse und Anpassung der verwendeten KI-Tools, um sicherzustellen, dass sie den sich ständig weiterentwickelnden datenschutzrechtlichen und ethischen Standards gerecht werden. Es geht hierbei nicht nur darum, den Datenschutz und die Ethik zu gewährleisten, sondern auch darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Bildung und Lernen auf effiziente und faire Weise gefördert werden können.
Möglichkeiten zur Fortbildung und Prozessbegleitung an Ihrer Schule finden Sie bei der RAABE Akademie.
Quellen:
Arntz, C. & Kämper, S. (2024). Zukunftsweisende Schulleitung – Mit KI neue Ansätze der Schulorganisation erschließen. Stuttgart. Dr. Josef Raabe Verlags-GmbH.
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