Multiprofessionelle Teams – Die Zusammenarbeit
Wie kann die Schaffung Multiprofessioneller Teams im Rahmen des Startchancen-Programms gelingen? EIn Gastbeitrag von Kim Kristin Meidert, Schulleitung einer Grundschule und ehemalige Ganztagskoordinatorin.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Beitrag „Gemeinsam guten Ganztag gestalten – Leitfaden für die Arbeit mit multiprofessionellen Teams“ von Kim Kristin Meidert, erschienen am 15.04.2024 bei RAABE.
Guter Ganztag entsteht im Team
Die Ganztagsschule soll in den nächsten Jahren zur vorherrschenden Schulform werden. Neben dem quantitativen Ausbau wird Wert auf die Qualität gelegt. Um das Ganztagsangebot zu verbessern, wird der bestehende Lern- und Bildungsbegriff überprüft, Veränderungen am pädagogischen Konzept vorgenommen und die Organisationsprozesse von Schulen umstrukturiert. (Vgl. Wichmann 2015, S. 27 f.) Das formale Lernen soll um das non-formale und das informelle Lernen ergänzt werden. Dabei wird die Ganztagsschule nicht mehr nur von Lehrkräften gestaltet, sondern bezieht weitere pädagogische Professionen sowie innerschulische und außerschulische Kooperationspartner ein. Wenn alle Agierenden in einem multiprofessionellen Team zusammenarbeiten, kann eine Bildungslandschaft geschaffen werden, die Lernorte miteinander vernetzt und den Kindern und Jugendlichen ein ganzheitliches und lebensweltnahes Lernen ermöglicht. Die Herausforderung liegt in der Zusammenarbeit als multiprofessionelles Team – und darin, sich auch als solches zu verstehen. (Vgl. Wichmann 2015, S. 38)
Die Zusammenarbeit gestaltet sich mit innerschulischen und außerschulischen Partnern unterschiedlich:
Innerschulische Kooperationspartner
Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher, Integrationshelferinnen und -helfer, Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter, aber auch Mitarbeitende in der Hausmeisterei und im Sekretariat etc. haben eine hohe und dauerhafte Präsenz in der Schule.
Es ist wichtig, dass dieser Zusammenarbeit ein gemeinsames pädagogisches Verständnis zugrunde liegt. Dabei stehen die Lernenden mit ihrer Kompetenzbildung und Identitätsentwicklung im Mittelpunkt. Ziel sollte sein, ein gemeinsames Bildungsverständnis zu entwickeln. Ein solches könnte beispielsweise bei einem pädagogischen Tag, an dem alle innerschulischen (und auch außerschulische) Kooperationspartner teilnehmen, gestaltet und in Form von Leitsätzen o. ä. ins pädagogische Konzept aufgenommen werden. (Vgl. Fiegenbaum-Scheffner et al. 2023, S. 137 ff.)
Außerschulische Kooperationspartner
Diese haben einen geringeren und eher angebotsbezogenen Anteil im Ganztag. Dazu gehören Sportvereine, Musikschulen, Jugendhilfe o. ä.
Die Schulleitung trägt die Verantwortung für die Zusammenarbeit und Kooperation der multiprofessionellen Teams. Dennoch muss sie den immensen Arbeitsaufwand dahinter nicht allein tragen: Die Ganztagskoordination ist eine Funktionsstelle, welche eine Lehrkraft der Schule innehat und bei Absprachen mit außerschulischen Partnern unterstützt sowie bei der Evaluation des Ganztags, der Personalplanung, der Gestaltung von AGs und dem Erstellen des Kooperationsvertrages.
Dieser regelt die Basis für die Zusammenarbeit und beinhaltet u. a. den zeitlichen Rahmen, Ansprechpartner, Verantwortlichkeiten, Personaleinsatz, Vertretungen und Aufsichten, Umgang mit möglichen Konflikten, die gemeinsamen Ziele und die Evaluation der Zusammenarbeit.
Kommunikationsstrukturen etablieren
Um ein gemeinsames pädagogisches Verständnis zu erlangen, ist ein Austausch darüber essenziell. Ein Mittel, welches dies und die Zusammenarbeit fördert, sind interprofessionelle Fortbildungen, an denen alle innerschulischen Kooperationspartnerinnen und -partner teilnehmen. Schulinterne Fortbildungen finden Sie auch bei RAABE. Diese Fortbildungen können zum einen von externen Referierenden gehalten werden oder von den verschiedenen Expertinnen und Experten an der Schule, um den Expertenstatus für ihre Praxis darzulegen und die Akzeptanz innerhalb des Kollegiums zu fördern. Ebenso können gegenseitige Hospitationen genutzt werden, um die Arbeitsweisen der jeweiligen Professionen besser zu verstehen. Nach einem Auftakt der Zusammenarbeit gilt es, diese aufrechtzuerhalten. Dafür sind regelmäßige und fest vereinbarte Treffen bzw. Konferenzen und Fortbildungen nötig. (Vgl. Fiegenbaum-Scheffner et al. 2023, S. 138 ff.) Wichtig sind klare Ansprechpersonen für die verschiedenen Bereiche.
Fazit
Eine hohe Vielfalt an Professionen kann den Ganztag und dessen Qualität maßgeblich unterstützen. Jedoch sind klare Strukturen und eine funktionierende Kommunikation nötig, um dies zielgerichtet und nachhaltig umzusetzen. Welche Strukturen zu welcher Schule, zu den Mitarbeitenden und Agierenden passen, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Um den Ganztag und damit die Schule weiterzuentwickeln, trägt die Schulleitung eine entscheidende Rolle. Dennoch muss sie diese Verantwortung und die damit verbundene Arbeit nicht allein tragen, sondern kann, mithilfe eines Leitungsteams, die kreative Umsetzung des Schulentwicklungsprozesses unterstützen und sich selbst entlasten.
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Literatur:
Fiegenbaum-Scheffner et al. (2023). Es geht nur gemeinsam – multiprofessionelle Kooperation an Ganztagsschulen. In: Alternann, A. et al. (Hrsg.) (2023). Kinder- und Jugendorientierte Ganztagsbildung. Münster, New York. Waxmann.
Wichmann, M. (2015). Zukunftsmodell Ganztagsschule. In: Bauer, H. et al.: Schulen im kommunalen Bildungsmanagement. Potsdam. Universität Potsdam. S. 27–42.
Weiteführende Literatur:
Carstens, K. & Lungershausen, H. (2023). Ganztags-ABC – 88 informative Praxishilfen für Beschäftigte im Ganztag. Stuttgart. RAABE
Titelbild: © IMAGO / imagebroker