Lesekompetenz im Sinkflug: Praktische Tipps und Methoden für Lehrkräfte
Internationale Schulleistungsstudien wie PISA, IGLU und der nationale IQB-Bildungstrend zeigen immer wieder, dass es einen engen Zusammenhang zwischen den Sprachkenntnissen in der Schule und dem akademischen Erfolg gibt. Neueste Ergebnisse der IGLU-Studie 2021 sind jedoch ernüchternd. Sie zeigen, dass die Lesekompetenz von Viertklässler:innen in Deutschland deutlich gesunken ist. Obwohl Deutschland im internationalen Vergleich im Mittelfeld liegt, erreichen dennoch 25 von 100 Schüler:innen nicht das Mindestniveau. Dies ist besonders alarmierend, da gute Lesefähigkeiten eine Grundvoraussetzung für den weiteren schulischen und persönlichen Erfolg sind.
Warum die Lesekompetenz in Deutschland sinkt
Die Ursachen für den Rückgang der Lesekompetenz sind vielfältig. Ein wichtiger Faktor sind ungleichen Bildungsbedingungen in Deutschland. Schuler:innen in sozial benachteiligten Regionen verfügen oft nicht über die notwendigen Ressourcen, um eine effektive Leseförderung zu gewährleisten. Diese Ungleichheiten wurden durch pandemiebedingte Unterbrechungen zusätzlich verschärft. Darüber hinaus haben diese Schulen oft Schwierigkeiten, qualifizierte Lehrkräfte zu rekrutieren und weisen einen höheren Anteil an Lehrer:innen aus anderen Fachbereichen und Quereinsteiger:innen auf. Das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) unterstreicht die Notwendigkeit von Anreizen und verbesserten Bedingungen, um das Personal zu entlasten und ihm mehr Zeit für die pädagogische Arbeit zu geben. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die Attraktivität des Lehrberufs zu erhöhen und Fachkräfte langfristig an die Schulen zu binden.
Das Startchancen-Programm: Handeln im Hier und Jetzt, Unterstützung für die Zukunft
Ab dem Schuljahr 2024/25 wird das Startchancen Programm das Bildungsangebot an 4.000 deutschen Schulen in sozial benachteiligten Regionen deutlich bereichern. Ausgestattet mit einer Fülle von Ressourcen und langfristigen Lösungen, bietet es eine solide Grundlage für weitreichende Verbesserungen. Aber die Lehrkräfte müssen nicht auf Hilfe warten. Sie haben die Möglichkeit, schon heute die Initiative zu ergreifen und wirksame Methoden anzuwenden, um die Lesekompetenz ihrer Schüler effektiv zu steigern.
Schulflix rät: Praktische Tipps für die Leseförderung im Unterrichtsalltag
Als digitale Fortbildungsplattform für Lehrer bietet Schulflix zahlreiche Fortbildungen an, unter anderem mit wertvollen Tipps zur Verbesserung der Lesekompetenz im Klassenzimmer. Einige dieser Methoden werden im Folgenden speziell für diesen Beitrag hervorgehoben. Für einen detaillierteren Blick auf weiter Methoden und zusätzliche Fortbildungen lohnt es sich, bei Schulflix vorbeizuschauen:
Das von Rosebrock und Nix entwickelte Mehrebenenmodell der Lesekompetenz bietet dafür eine wertvolle Grundlage. Es besteht aus drei Ebenen: die kognitive, die subjektive und die soziale Ebene. Die kognitive Ebene umfasst grundlegende Fähigkeiten wie das Erkennen von Buchstaben, Wörtern und Sätzen. Die subjektive Ebene bezieht sich auf die Motivation und das Selbstkonzept der Schüler beim Lesen. Die soziale Ebene berücksichtigt das Umfeld, in dem das Lesen stattfindet, einschließlich der Unterstützung durch Familie und Schule. Das Modell hilft Lehrkräften also dabei, Maßnahmen zur Leseförderung auf verschiedene Aspekte des Leseprozesses auszurichten.
Die Methode des lauten Lesens, bei der die Schüler:innen Texte vorlesen, hilft ihnen, ihre Worterkennung und Lesegeschwindigkeit zu verbessern. Hier macht Übung den Meister: Wiederholtes und angeleitetes Lesen ist besonders effektiv, um das Verständnis und das Selbstvertrauen der Kinder zu fördern.
Die Integration von freier Lesezeit in den Unterricht ermöglicht es den Schüler:innen außerdem, Bücher nach ihren eigenen Interessen und Kompetenzen auszuwählen und zu lesen. Dies fördert vor allem die Freude am Lesen.
Leseolympiaden und Lesewettbewerbe motivieren die Kinder ebenfalls, sich mit Büchern zu beschäftigen und ihre Lesefähigkeiten auf spielerische Weise zu verbessern.
Die Einrichtung von Bücherkisten und Klassenbibliotheken, die Gestaltung lesefreundlicher Klassenzimmer und der Einsatz von Hörbüchern dazu bei, ein inspirierendes und unterstützendes Leseumfeld zu schaffen.
Lesetagebücher, in denen Kinder ihre Leseerfahrungen festhalten, fördern das kritische Denken und das Verständnis für das Gelesene.
Schulflix empfiehlt außerdem regelmäßige Lesestunden, Leseprojekte und kreative Leseaktivitäten wie Buchpräsentationen.
Regelmäßige Schulflix-Fortbildungen und der Austausch mit anderen Lehrer:innen können zusätzlich wertvolle Unterstützung und Inspiration für die tägliche Unterrichtspraxis bieten.
Fazit
Die Lesekompetenz ist ein entscheidender Faktor für den schulischen und beruflichen Erfolg von Kindern und Jugendlichen. Die alarmierenden Ergebnisse der IGLU-Studie 2021 machen deutlich, dass Handlungsbedarf besteht. Neben dem Startchancen-Programm können auch jetzt schon vielversprechende Methoden angewendet werden, die diese Herausforderungen eindämmen können.
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Quellen:
Klett Edulabs, Schulflix.com, Dossier
Bundesministerium für Bildung und Forschung. Startchancen-Programm
Pauli, Ralf. "Lesekompetenz von Grundschulkindern." taz. 16. Mai 2023.
Rosebrock, Cornelia & Nix, Daniel. Grundlagen der Lesedidaktik: und der systematischen schulischen Leseförderung (9. Aufl.). Bielefeld: Schneider im wbv Publikation, 2020. ISBN: 978-3-8340-2036-9.
Ernst Klett Verlag. Lesesituation in der Grundschule: Eine Studie des Ernst Klett Verlags, 2022.
Valtin, Renate, and Irmela Tarelli. Lesekompetenz nachhaltig stärken. Evidenzbasierte Maßnahmen und Programme. Berlin: Deutsche Gesellschaft für Lesen und Schreiben, 2014.
Hessisches Kultusministerium. Lesekompetenz stärken.
Am 16. Mai 2023 wurden die Ergebnisse des Projekts "Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung 2021 (IGLU)" bei der Bundespressekonferenz vorgestellt. Weitere Informationen unter IGLU Studie 2021.