Multiprofessionelle Teams als Chance für Schulentwicklung im Rahmen des Startchancen-Programms
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag aus dem Buch „Kompass für den Schulwandel – Schule sicher in die Zukunft führen“ welches am 12.12.2024 bei RAABE erschienen ist.
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Das Startchancen-Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hat das Ziel, Schulen in herausfordernden sozialen Lagen gezielt zu unterstützen. Ein zentraler Baustein ist dabei ist die dritte Säule „Personal zur Stärkung multiprofessioneller Teams“. Diese ermöglicht es Schulen, flexible finanzielle Mittel für gezielte Maßnahmen einzusetzen. Eine besonders wirksame Möglichkeit ist der Aufbau und die Stärkung multiprofessioneller Teams, die durch ihre vielfältigen Kompetenzen nicht nur Lehrkräfte entlasten, sondern auch die individuelle Förderung von Lernenden verbessern. Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte multiprofessioneller Zusammenarbeit und deren Relevanz für die Nutzung des Startchancen-Budgets dargestellt.
Was sind multiprofessionelle Teams?
Multiprofessionelle Teams bestehen aus Fachkräften unterschiedlicher beruflicher Hintergründe, die gemeinsam in der Schule arbeiten. Neben Lehrkräften können dazu Schulsozialarbeiter:innen, Sonderpädagog:innen, Psycholog:innen, Integrationshelfer:innen, IT-Fachkräfte sowie außerschulische Kooperationspartner wie Sportvereine oder Jugendhilfeträger gehören. Durch ihre Zusammenarbeit werden vielfältige Bildungs- und Betreuungsangebote geschaffen, die Lernende individuell unterstützen und so zur Verbesserung von Bildungsgerechtigkeit beitragen.
Nutzen und Herausforderungen der multiprofessionellen Zusammenarbeit
Laut einer repräsentativen Umfrage der Deutschen Telekom Stiftung (2023) sehen zwei Drittel der Schulleitungen multiprofessionelle Teams als Vorantreiber für Schulentwicklung. Sie ermöglichen eine bessere Förderung von Lernenden und entlasten Lehrkräfte. Allerdings bestehen Herausforderungen, wie mangelnde personelle Ressourcen und unzureichende Räumlichkeiten für Kooperation.
Erfolgreiche Zusammenarbeit erfordert klare Strukturen, eine offene Kommunikation und eine wertschätzende Teamkultur. Schulleitungen spielen hierbei eine entscheidende Rolle: Sie müssen Kooperation gezielt fördern, gemeinsame Zeiten für Teamarbeit bereitstellen und die multiprofessionelle Zusammenarbeit fest im Schulprogramm verankern.
Erfolgsfaktoren für funktionierende Teams
Forschung und Praxis zeigen, dass bestimmte Rahmenbedingungen die Wirksamkeit multiprofessioneller Teams erhöhen:
· Gute Kommunikation: Regelmäßige Absprachen und transparente Zuständigkeiten sind essenziell.
· Gemeinsame Ziele und Werte: Ein gemeinsames Verständnis von Bildungsarbeit fördert die Zusammenarbeit.
· Feste Strukturen: Zeitliche und organisatorische Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden.
· Schulleitungsunterstützung: Eine aktive Rolle der Schulleitung sorgt für nachhaltige Implementierung.
· Coaching und Fortbildung: Professionelle Begleitung unterstützt die Teamentwicklung.
Beispiele aus der Praxis
· Grund- und Gesamtschule Kettelerschule, Bonn: Hier arbeiten Grundschul- und Sonderschullehrkräfte, Erziehende und Schulassistenzen eng zusammen, um individuelle Förderung zu gewährleisten. Dies wurde mit dem Deutschen Schulpreis 2019 ausgezeichnet.
· Berufsbildende Schulen Einbeck: Dezentrale Entscheidungsstrukturen und eine Teamstruktur auf Leitungsebene haben zu effektiveren Arbeitsprozessen geführt.
· DigitUS-Projekt (LMU München): Professionelle Lerngemeinschaften zur Digitalisierung des Unterrichts haben gezeigt, dass gut organisierte Teams zu innovativen Bildungskonzepten führen.
Multiprofessionelle Teams und das Startchancen-Budget
Das Startchancen-Budget kann gezielt genutzt werden, um multiprofessionelle Strukturen an Schulen zu etablieren. Finanzielle Mittel können für die Anstellung zusätzlicher Fachkräfte, die Schaffung von Kooperationsräumen oder Fortbildungen zur Teamentwicklung eingesetzt werden. Vorbilder wie Finnland zeigen, dass eine breit aufgestellte, multiprofessionelle Zusammenarbeit entscheidend zur Verbesserung der Bildungsqualität beiträgt.
Fazit
Die Integration multiprofessioneller Teams bietet eine große Chance, die Herausforderungen im deutschen Bildungssystem zu bewältigen. Besonders im Kontext des Startchancen-Programms können Schulen durch gezielte Investitionen in Teamstrukturen, Fortbildungen und Kooperationen langfristig profitieren. Damit wird nicht nur Lehrkräften Entlastung geboten, sondern auch die Lernbedingungen für Lernende nachhaltig verbessert.
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Oechslein, Karin E. (2024). Multiprofessionelle Teams an Schulen – Ein wichtiger Baustein der Schulentwicklung. In: Kompass für den Schulwandel – Schule sicher in die Zukunft führen. RAABE. Hier einen Blick ins Buch werfen